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Aktuelles - Experteninterview zum Thema Gelenkschmerzen

Interview mit Dr. Jürgen Siebenhünen, Personal Trainer, Sportwissenschaftler, Ernährungsberater und Experte für betriebliches Gesundheitsmanagement

1. Welche Sportarten sind gelenkschonend und von welchen würden Sie eher abraten?

Dr. Jürgen Siebenhünen: Nun, diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten; das hängt wesentlich von der Art der Arthrose und dem Stadium ab, in dem sich der/die jeweilig betroffene Person befindet – auch die sportliche Vor- Erfahrung spielt eine wichtige Rolle. Grundsätzlich sind die Sportarten zu empfehlen, die eine geringe Gelenkbelastung induzieren, d.h. Schwimmen und, ganz besonders, Wassergymnastik, auch sonst jegliche Formen von Gymnastik, zum Beispiel Wirbelsäulengymnastik. Gut geeignet ist auch das Fahrrad fahren, das von Ergometer-Training bis Mountainbiking durchgeführt werden kann. Weniger geeignet sind Mannschaftssportarten, (z.B. Volleyball oder Handball), weil sie viele dynamische Sprünge sowie schnelle Start- und Stopp-Bewegungen beinhalten, die die Gelenke belasten können. Außerdem sind die Aktionen der Gegenspieler hierbei nie genau vorhersehbar. Das gilt auch für fast alle Kampfsportarten.

2. Viele Gelenkerkrankungen sind arbeitsbedingt. Welche präventiven Maßnahmen können speziell Menschen ergreifen, die besonderen Belastungen in ihrem Job ausgesetzt sind?

Dr. Jürgen Siebenhünen: Bei dieser Konstellation ist es besonders wichtig nicht übergewichtig zu werden bzw. das Normalgewicht wieder herzustellen. Damit eng zusammen hängt ein regelmäßiges und mit Spaß gemachtes Ausdauer-Training. Sehr günstig wäre darüber hinaus ein ergänzendes Muskel-Krafttraining, um den Gelenken eine gute Führung und koordinative Unterstützung zu geben. Außerdem sollte ganz besonders auf gesunde Ernährung geachtet werden, weil wissenschaftlich gezeigt werden konnte, dass eine fettarme und vitaminreiche Ernährung sich sehr positiv auf den Erhalt der Gelenkknorpel auswirkt – dieser Effekt war sogar unabhängig davon, ob Übergewicht oder Normalgewicht vorlag.

3. Inwiefern kann eine gesunde Ernährung zur Vermeidung von Gelenkproblemen beitragen und lässt sich durch eine gesunde Ernährung auch der Krankheitsverlauf bei einer Gelenkerkrankung positiv beeinflussen?

Dr. Jürgen Siebenhünen: Wie wissenschaftliche Untersuchungen gezeigt haben, kann man mit einer gesunden Ernährung viel für den Erhalt seiner Gelenkknorpel tun. Achten sollte man auf eine reichliche Zufuhr von Vitamin C und Calcium, wie sie in frischem Obst und Gemüse bzw. in fettarmer Milch- und Milchprodukten enthalten sind. Auch Ballaststoffe sind wichtig, enthalten in Vollkornbrot, Naturreis und Vollkornnudeln. Außerdem sollte man reichlich ungesättigte Fettsäuren aufnehmen, also z.B. Olivenöl, Fisch und in begrenztem Umfang auch Nüsse. Vermeiden sollte man eine fleischreiche Ernährung, weitere gesättigte Fette aus Soßen, Süßigkeiten und Schokolade; Kaffee und Alkohol sollten nur in kleinen Mengen konsumiert werden. So kann man die Krankheitsentstehung wirksam verhindern bzw. die Erkrankung in jedem Stadium positiv beeinflussen.

4. Warum ist es so wichtig, sein Übergewicht zu reduzieren und damit das Risiko von Gelenkerkrankungen zu verringern?

Dr. Jürgen Siebenhünen: Zunächst einmal stellt das erhöhte Körpergewicht per se eine stärkere Druckbelastung für die Gelenkknorpel dar. Übergewichtige haben darüber hinaus aber auch eine deutlich eingeschränkte muskuläre Leistungsfähigkeit, da sie meist wenig bis gar keinen Sport betreiben. Aus diesem Grund sind auch die koordinativen- und Gleichgewichtsfähigkeiten häufig eingeschränkt. Diese negativen Faktoren zusammen bewirken, dass die Gelenkknorpel oft übermäßig stark, und noch dazu punktuell, d.h. immer an der gleichen Stelle, belastet werden. Die Rückbildung des Übergewichts, und das Durchbrechen dieses `circulus vitiosus´ ist deshalb eminent wichtig.

5. Wer unter ersten Gelenkschmerzen leidet, neigt häufig dazu, seinen Körper übermäßig zu schonen. Was halten Sie davon?

Dr. Jürgen Siebenhünen: Das ist sicherlich das Falscheste, was man tun kann. Bei Auftreten der ersten Symptome, häufig ein `Anlaufschmerz´ nach längerem Sitzen oder ein deutlicher Schmerz beim Treppen steigen, ist nicht weitere Passivität, sondern Aktivität angesagt. Dazu gehört ein Besuch beim Orthopäden, geeignete physiotherapeutische Maßnahmen, und leichte Belastungsformen wie spazieren gehen oder Fahrrad fahren. Auch eine leichte Dehn-Gymnastik gehört dazu.

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